Wahlen im Senegal: ein neuer Kurs ?Führungswechsel in Westafrikas dynamischem Wachstumspol
- 2. April 2024
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Straßenszene in Senegals Hauptstadt Dakar (Foto: Thomas Schiller/EMA)
2. April 2024
von Thomas Schiller
Senegal hat einen neuen Präsidenten. Der Kandidat der Opposition, Bassirou Diomaye Faye setzte sich – für viele überraschend – bereits im ersten Wahlgang am 24. März 2024 gegen seinen Hauptkontrahenten Amadou Ba durch.
Demokratische Reife
Ba gratulierte Faye noch vor Verkündigung der provisorischen landesweiten Ergebnisse. Der bisherige Präsident Macky Sall konnte sich nach zwei Amtsperioden nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Am 2. April wurde bekannt, dass der eigentliche Führer der Opposition, Ousmane Sonko, das Amt des Premierministers übernehmen wird. Sonko konnte aufgrund mehrerer Gerichtsprozesse nicht selbst zur Präsidentschaftswahl antreten. Damit ist die politische Krise der letzten Jahre im Senegal überwunden. Für zahlreiche Beobachter – in Afrika und international – hat das Land damit erneut seine demokratische Reife bewiesen.
Dennoch stellen sich mit Blick auf das politische Programm des Wahlsiegers viele Fragezeichen: wird der neue Präsident die im Großen und Ganzen erfolgreiche Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte fortsetzen oder auf einen „populistischen“ Kurs einschwenken ? Wie wird das Tandem Faye – Sonko zusammenarbeiten ?
In den kommenden Jahren soll Senegal einer der großen Erdgasproduzenten Afrikas werden, zugleich wächst seit langem vor allem der Druck der Jugend, die erheblichen sozialen Probleme des Landes anzugehen.
Wachstumspol in Westafrika
In den letzten Jahren hat der Senegal erhebliche Erfolge erreicht: der Tourismus entwickelt sich beispielsweise zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor, der auch zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Internationale Reiseveranstalter sind im Senegal aktiv wie der große Touristikkonzern TUI, der auch Reisen aus Deutschland in das westafrikanische Land anbietet. Die Möglichkeit, unkompliziert visafrei in das Land einreisen zu können, hat zudem die Hauptstadt Dakar zu einem beliebten internationalen Tagungsort werden lassen. Senegal genießt den Ruf eines stabilen Ankers in Westafrika und ist zu einem attraktiven Wirtschaftspartner aufgestiegen.
Potentiale und Risiken
Senegal bietet auch für deutsche Unternehmen ein enormes Potential: eine wachsende, gut ausgebildete Mittelschicht, gute Verbindungen in ganz Westafrika, Stabilität. Der Internationale Währungsfonds geht, trotz einiger (nationaler und globaler) Herausforderungen (u.a. Folgen der COVID-Pandemie oder des Ukraine-Kriegs), von insgesamt guten Wachstumsperspektiven für den Senegal aus (über 8% in 2024).
Dennoch profitieren von der positiven Wirtschaftsentwicklung viele Senegalesen nicht ausreichend und in gleichem Maße. Der neue Präsident steht unter einem erheblichen, in großen Teilen selbst geschaffenen, Erwartungsdruck. Viel wird davon abhängen, wie sich die neue Regierung regional positioniert, welche Schwerpunkte sie auch wirtschafts- und innenpolitisch setzt. Ein weiteres Risiko für den Senegal liegt in der Instabilität des Nachbarlands Mali. Seit langem befürchten Analysten ein Übergreifen terroristischer Gruppen auf die östlichen Grenzregionen Senegals (Grenze zu Mali).
Die senegalesische Regierung hat daher in den letzten Jahren – auch mit Unterstützung internationaler Partner – erheblich in den Ausbau der Präsenz der Sicherheitskräfte im Osten des Landes investiert. Neben der „sozialen Frage“ bleibt diese Bedrohung eines der großen Risiken für die Stabilität des Landes.
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