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Peru – ein vielversprechendes Ziel für die Unternehmensexpansion in LateinamerikaDer Andenstaat ist eine der interessantesten Investitionszonen des Subkontinents

Peru glänzt mit einer jungen Bevölkerung, hervorragender Infrastruktur und dynamischem Wachstum (Foto: © Georg Dufner)

 

17. November 2023

von Dr. Georg Dufner

Die Überschriften über das südamerikanische Land täuschen wie so oft. Wer heute „Peru“ googelt, liest unter anderem: Fußballergebnisse, Berichte über karitative Projekte deutscher Vereine und belanglose Kuriositäten (heute: „Kleinkind verschluckt Kruzifix“), regelmäßig gewürzt mit Schocknachrichten über Not und Elend. Wer sich darüber hinaus für peruanische Politik interessiert, könnte sich frustriert abwenden. Auf den Seiten des Auswärtigen Amtes spricht man vom „Notstand“ in „verschiedenen Regionen“. Das ist juristisch korrekt, wirkt aber für jeden, der das Land aus erster Hand kennt, hochgradig alarmistisch. Tatsächlich ist der Andenstaat ein sehr attraktives Ziel für die Unternehmensexpansion in Lateinamerika – was viele deutsche Unternehmen bereits wissen.

 

Dass Peru jenseits glorreicher Vergangenheit, aktueller Herausforderungen und Hilfsbedürftigkeit eine junge Bevölkerung, eine erfolgsversprechende Zukunft und einen großen Bedarf an Investitionen hat, die von deutschen Unternehmerinnen und Unternehmern mit Interesse am Markteintritt unbedingt beachtet werden sollten, gerät in der üblichen Sichtweise deutscher Medien außer acht.

Ein lohnendes Expansionsziel für den Schritt nach Lateinamerika

Peru hat als ökonomischer Motor im Andenraum seit 1993 ein stetiges Wachstum generiert und eindrucksvolle wirtschaftliche und soziale Fortschritte erreicht, die sich nicht nur im Metropolraum Lima zeigen. Selbst einstmals abgelegene Provinzen der andinen Sierra und des amazonischen Tieflands sind mittlerweile auf dem Land- und Luftweg gut erreichbar. Der Hafen von Callao wird konstant erweitert, und es wird für den bisher zweitgrößten Hafen an der südamerikanischen Westküste (nach dem Kanalhafen Balboa in Panama) in den kommenden Jahren ein deutliches Wachstum erwartet. Zur guten Anbindung des Landes trägt auch der (von der deutschen Fraport AG betriebene) internationale Flughafen Lima bei, der hinter São Paulo und Bogotá mittlerweile der drittgrößte Hub in Südamerika ist.

Zukunftsfaktoren

Die vergangenen Jahre haben außerdem gezeigt, dass die peruanische Bevölkerung – insbesondere durch das stetig steigende Bildungsniveau – für viele Ansiedlungen internationaler Unternehmen attraktiv wurde. Neben der erwähnten Fraport AG sind in Peru u.a. Bosch, DHL, Faber Castell, Hamburg Süd, Heinz Glas, Kärcher, Liebherr, Siemens, ThyssenKrupp mit großen Niederlassungen oder Produktionsstätten präsent. Derzeit befindet sich das Land in einer wirtschaftlichen Flaute, ein Anziehen wird jedoch erwartet: Die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika CEPAL rechnet für dieses Jahr mit einem mäßigen realen BIP-Wachstum von 1,3% (Lateinamerika und Karibik gesamt: 1,7%) und 2,5% (Lateinamerika und Karibik: 1,5%) im nächsten Jahr.

Umfeldfaktoren und Ihre Bedeutung für die Unternehmensexpansion

Perus Ruf verbessert sich seit Jahrzehnten, und das Land ist ohne Zweifel für weitere Ansiedlungen deutscher Unternehmen interessant, nicht nur für den peruanischen Markt, sondern auch als Knotenpunkt für Lateinamerika und die Andenländer, in jedem Fall für die günstig angeschlossenen Nachbarländer Ecuador, Kolumbien und Bolivien. Dennoch gibt es gerade im deutschen Mittelstand noch gewisse Zurückhaltung, was zweifellos auch mit der politischen Unruhe der letzten Jahre zusammenhängt. Für April 2024 sind Neuwahlen angesetzt. Jedoch ist zu beobachten, dass sich die Fragmentierung des peruanischen Parteiensystems und die Instabilität der Regierung nicht in einer generellen Verschlechterung der Rahmenbedingungen niederschlugen.

Nachhaltige Engagements sind auch in sensiblen Bereichen möglich

Was es braucht für eine erfolgreiche Expansion in Peru zeigt kaum ein Sektor so deutlich wie der oft heikle und von sozialem Protest begleitete Bergbau. In Peru werden vor allem Kupfer, Gold, Silber, Zink und Zinn gefördert. Extraktive Industrien werden immer Auswirkungen auf Umwelt und soziales Zusammenleben haben. Ebenso sicher ist, dass ein Schwellenland wie Peru nicht auf den Abbau dieser Bodenschätze verzichten wird. Ziel muss es daher sein, nicht nur ökologisch, sondern auch gesellschaftlich, sozial und unternehmerisch nachhaltige Engagements zu betreiben. Peru ist ein indigen geprägtes Land, 77 Ethnien zählt der peruanische Staat auf seinem Territorium. Einstellungen und Erwartungshaltungen vor Ort zu kennen, ist auch deshalb unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche weitere Schritte.

Beispiel Bergbau

Im Bergbau-Bereich hat sich gezeigt, dass es bei einer korrekten Beurteilung des gesellschaftlichen Umfelds und der lokalen Gegebenheiten vor Ort ohne Weiteres möglich ist, dauerhaft erfolgreich zu sein: Während Großprojekte wie die beispielsweise die Kupfermine Tía María (Southern Copper Corporation, Region Arequipa) aufgrund des Protestes der lokalen Bevölkerung dramatisch scheiterten, konnten Vorhaben wie Cerro Verde (Freeport-McMoRan / Sumitomo Group, ebenfalls eine Kupfermine) in der gleichen Region erfolgreich arbeiten. Diese Tatsache führt vor Augen, wie entscheidend genaue Informationen über die Situation vor Ort, effektiver Stakeholder-Dialog und interkulturelle Kompetenzen für den Unternehmenserfolg sind. Ebenfalls zu beachten ist die Vorschriften- und Bürokratiedichte, bei der Peru nur im lateinamerikanischen Mittelfeld liegt. Die Regelungen sind allerdings überwiegend transparent und nachvollziehbar.

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